Der Kilt |
Das Kleidungsstück, das jeder mit Schottland in Verbindung bringt ist der Kilt. Das Wort "Kilt" ist aber weder schottisch noch gälisch, es ist vermutlich ein englisches Wort, abgeleitet von "quilt" für Decke. Dies beschreibt den Ursprung des heutigen Kilt ziemlich gut.
Die Datierung des Kilt fällt schwer, da der ursprüngliche Kilt erst im 15. Jahrhundert, die heutige Version erst im 18. Jahrhundert in Schriften oder Bildern auftaucht. Das älteste Stück eines Kilts , der sogenannte Falkirk Tartan, stammt jedoch aus dem Jahr 325. Es wird im Scottish Tartan Museum Edinburgh aufbewahrt.
Das gälische Wort fealeadh mor steht für ein nicht geschneidertes/nicht genähtes Stück Stoff (180 cm breit und 365-550 cm lang), das gefaltet, drapiert, gegürtet und festgesteckt wird. Das Wort wird übersetzt mit gegürtete Decke. Diese Art Kleidung stammt aus dem frühen 10 oder 11. Jahrhundert. Damals gab es auch schon einige einheitliche Stoffe für Mitglieder oder Kämpfer einer schottischen oder irischen Familie oder eines Clans. Die meisten Männer in den Highlands hatten nur eine dieser Decken, sie brauchte nicht wie eine Hose zum Reinigen ausgewechselt werden. Um den großen Kilt anzuziehen, muß der Träger einen Ledergürtel auf den Boden legen und den Kilt längs darüber breiten. Der untere Teil wird so bemessen, daß er dem Träger bis zu den Knien geht. Dieser untere Teil wird gerafft, so daß die Enden einmal um die Hüfte reichen und sich vorne großzügig überlappen. Dann legt sich der Träger auf den Gürtel, faltet den Stoff und schließt den Gürtel, so daß sich die Enden überlappen und der Stoff vorne gedoppelt liegt. Der oben übriggebliebene Teil wird von hinten rechts über die linke Schulter gelegt und mit einer Brosche befestigt. Das Ende wird rechts durch den Gürtel gezogen. (der Autor übernimmt für entstandene Schäden keine Haftung)
Der große Kilt hatte viele Vorteile in den rauhen Highlands. Er erlaubte eine gewisse Bewegungsfreiheit, er war warm durch die doppelte Wicklung und der obere Teil konnte auseinandergezogen als Schutz gegen das schlecht Wetter verwendet werden. Der festgewebte Stoff war wasserfest, war er jedoch feucht, klebte er nicht so wie eine Hose und er trocknete auch schneller. Nachts war der große Kilt eine komfortable Decke. Zum Kriegskilt gehörte ein Leine Croich ( ein safranfarbenes Hemd), d.h. ein knielanges Gewand aus Leder, Leinen oder Segeltuch, das guten Schutz bot und beweglicher und billiger war als eine Rüstung. Diese Form des Kilts gab es bis zum 17. Jahrhundert. Der spätere Kilt war aus Tweed oder Tartan. Der Tartan ist ein gemusterter, eng gewebter Stoff, der zur Identifizierung einer Familie, eines Clans oder einer Gegend dient. Er wird nicht nur für den Kilt, sondern auch für die Trews (Hosen), Schals oder Röcke verwendet. Der gemusterte Tartan ist ab 1618 definitiv belegt, als einzelne Weber Muster in ihrer Umgebung verbreiteten und diese von Familien oder Clans aufgegriffen wurden.1618 hatte Robert Gordon of Gordonstoun sein Muster für den Clan festgelegt und dessen Mitgliedern vorgeschrieben.
Heute wird der Feileadh Beg, der kleine Kilt, getragen. Auf den Stoff, der früher um die Schulter geschwungen wurde, wurde verzichtet. Der Stoff wird an den Rändern gesäumt und die Enden zum Tragen bequem hinten vernäht. Die Enden werden vorne durch den Gürtel gehalten. Er ist seit 1725 durch den Engländer Rawlinson belegt. Zum Kilt trägt man/Mann ein Jacket oder eine Weste aus Tweed. Darunter gehört gehört ein weißes Hemd. Der Sporran, eine Ledertasche wird vorne am Gürtel befestigt. Die knielangen Strümpfe sind weiß oder hafermehlfarben. Strumpfbänder sind blau, rot oder grün. Die Schuhe sollten schwarz und mit silbernen Schnallen bestückt sein. Das Bonnet, die Kopfbedeckung, ist dunkelblau, grün oder braun. Der Bommel obendrauf ist rot. Am Bonnet wird das Clan-Badge befestigt. Der Dirk, der lange Dolch, wird in einer Falte des Kilts getragen, der Sgian Dubh, der kleine Dolch, gehört in den rechten Strumpf.
1707 wurde Schottland mit England und Wales vereinigt. Nicht alle Schotten waren glücklich darüber. Der Kilt wurde zum Symbol für Nationalismus und galt in der herrschenden Klasse als Ausdruck von Extremismus. Nach dem Aufstand von 1715 wurde eine strengere Politik gegenüber den Unabhängigkeitskämpfern eingeleitet. Königstreue Clans wurde zu unabhängigen Regimentern versammelt, besser bekannt als Black Watch; der Name stammte vom ihrem dunklen Tartan Muster. 1740 wurden die unabhängigen Gruppen zu einem formellen Regiment zusammengefasst, der Black Watch Tartan wurde für sie entworfen. Viele heutige Muster für z.B. Jagdkleidung wurden davon abgeleitet. Ab 1725 wurde der große Kilt langsam durch den kleinen Kilt ersetzt. Dieser Kilt hatte zwar auch bei Bedarf den oberen Teil, der über die Schulter geworfen wurde, jedoch konnte dieser abgetrennt werden. Der Kilt wurde, wie viele andere schottische Besonderheiten, nach den 2. jacobitischen Aufständen verboten.1746 wurde das Tragen von Waffen verboten, ein Jahr später das Tragen des Kilt, der Hosen und auch des Schultertuchs. Die Strafe für Zuwiderhandlung lag für Ersttäter bei 6 Monaten Gefängnis, Wiederholungstäter mußten 7 Jahre ins Exil und auf einer Farm als Zwangsarbeiter ackern. Nur Mitglieder der schottischen Militärregimenter durften den Tartan tragen und auch den verbotenen Dudelsack spielen. Viele Schotten sind deswegen zur Armee gegangen. 1783 wurde das Verbot des Tartans wieder aufgehoben, doch die schottischen Traditionen waren für immer verändert oder verloren. Erst Queen Victoria, die sich für Schottland begeisterte, ließ die schottischen Traditionen wieder aufleben. Die meisten heute existierenden Tartans stammen aus dieser Zeit. Nur wenige sind älter. Es sind zur Zeit mehr als 2500 Tartan Muster registriert.